Viele Ernährungsratgeber empfehlen, Kalorien zu zählen, um Gewicht zu verlieren. Das mag zwar kurzfristig erfolgreich sein, aber die langfristigen Auswirkungen können verheerend sein. Warum ist dies der Fall?
Wenn wir durch eine Diät die Kalorienzufuhr einschränken, reagiert der Körper mit einer Reihe von biologischen Anpassungen, die es extrem schwierig machen, den Gewichtsverlust langfristig zu halten. Dies kann zu folgenden Ergebnissen führen:
1. Erhöhte Hungerhormone: Wenn wir Kalorien einsparen, empfindet der Körper dies als einen Zustand der Entbehrung. Als Reaktion darauf erhöht er die Produktion von Hungerhormonen wie Ghrelin, die den Appetit anregen und uns dazu bringen, mehr Nahrung zu suchen und zu verzehren.
2. Verlangsamter Stoffwechsel: Als Schutzmechanismus verlangsamt der Körper auch seine Stoffwechselrate, wenn er mit einer Kalorienrestriktion konfrontiert wird. Das bedeutet, dass der Körper im Ruhezustand weniger Kalorien verbrennt, wodurch es schwieriger wird, das für die Gewichtsabnahme erforderliche Kaloriendefizit zu erreichen.
3. Adaptive Thermogenese: Der Körper kann auch die Anzahl der bei körperlicher Aktivität und anderen thermogenen Prozessen verbrannten Kalorien verringern, was die Bemühungen zur Gewichtsabnahme weiter erschwert.
4. Neurologische Anpassungen: Eine Kalorienrestriktion kann auch Veränderungen in den Belohnungs- und Genusszentren des Gehirns auslösen, wodurch das Verlangen nach kalorienreichen, schmackhaften Lebensmitteln noch stärker wird.
Diese biologischen Anpassungen haben sich entwickelt, um unser Überleben in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit zu sichern. Im modernen Umfeld des Überflusses an kalorienreichen Lebensmitteln arbeiten diese Anpassungen jedoch gegen uns, so dass es äußerst schwierig ist, eine Gewichtsabnahme allein durch herkömmliche kalorienbeschränkende Diäten aufrechtzuerhalten.
Laut Dr. Andrew Jenkinson, einem Allgemeinchirurgen, der sich auf bariatrische und laparoskopische Eingriffe spezialisiert hat, erfordert ein erfolgreiches Gewichtsmanagement, dass man sich mit den zugrundeliegenden biologischen Triebkräften von Appetit und Stoffwechsel befasst und sich nicht nur auf die Kalorienbilanz konzentriert. Individualisierte Ansätze, die die einzigartigen physiologischen Reaktionen jedes Einzelnen berücksichtigen, sind auf lange Sicht wahrscheinlich effektiver.